UBV und das Thema Intel

Keine Frage, wir brauchen Chips, um Deutschland in Zukunft nicht ganz auf den hinteren Rängen der weltweiten IT-Industrie wiederzufinden. Stichwort Intel und Penzing. Sprechen die einen von 1.500 benötigten Arbeitsplätzen, sind es für andere bereits 12.500 oder sogar deutlich mehr. Das alles ist bisher mehr oder weniger Spekulation. Sie bewegt sich zwischen einmaliger Zukunftschance und Horrorszenarium.

 Vielleicht geht es deshalb auch alles erst einmal eine Nummer kleiner. In der letzten Stadtratssitzung im November 2021 trug Wirtschaftsförderer André Köhn erste Überlegungen zum Gewerbeflächenentwicklungskonzept (GEFEK) unserer Stadt vor. Das Wirtschaftsklima ist derzeit positiv. Zu einer weiteren soliden Entwicklung benötigt Landsberg, zu den aktuell noch vorhandenen rund 24 Hektar Gewerbeflächen, weitere 30 Hektar in den nächsten Jahren. Dafür sollen Gewerbeflächenbörsen eingerichtet und Gespräche mit Grundstückseigentümer geführt werden, Infrastrukturplanungen inklusive.

In Sachen Intel ist derzeit nur eines gesichert: Der ehemalige Fliegerhorst Penzing ist 270 ha groß, von den 27 ha auf Landsberger Flur, die restlichen auf Penzinger Flur liegen. Und zwar ganz egal, ob sich CEO Pat Gelsinger in einem Interview 500 ha für eine Ansiedlung wünscht. Dies wäre nur eine indirekt formulierte Absage an den Standort Fliegerhorst Penzing. 

Bleibt vor diesem Hintergrund die Frage, ob wir erst am Anfang oder bereits am Ende eines Denkprozesses stehen, bei dem es um elementare Weichenstellungen mit weitreichenden Folgen geht. Sie betreffen nicht nur unsere Generation, sondern sie müssen für die kommenden Jahrzehnte mitgedacht werden. Allein die Kenntnis von belastbaren Fakten hilft wirklich weiter, je eher, desto besser.

In diesem Sinne mit besten Grüßen

Wolfgang Neumeier

UBV und das Thema Finanzen / Verkehr

Zuweilen muss man etwas grundsätzlich klären, damit man es im vermeintlich Kleineren versteht und entsprechend angeht. Stichwort Finanzen. Wenn Sie diesen UBV-Newsletter lesen, haben die Beratungen zum städtischen Haushalt 2022 gerade erst begonnen. Er ist sportlich, darin kann man Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl nur zustimmen. Und ja, er ist auf Kante genäht. Aber das ist er nicht zum ersten Mal in der langen Geschichte unserer Stadt. Mit einem wesentlichen Unterschied: Seit Jahrzehnten hatten wir keine derartig prekäre Situation, wie sie die Pandemie hervorgerufen hat, zu bewältigen. Trotz oder gerade wegen der immer weiter um sich greifenden Vollkaskomentalität geht man wie selbstverständlich davon aus, alles, aber auch wirklich alles, regeln und absichern zu wollen. Wie weit uns das gebracht hat, auch das hat uns Corona schonungslos vor Augen geführt. Ob wir es wollen oder nicht, wir müssen uns daran gewöhnen, dass viele Dinge nur auf Sicht gefahren werden können. Dazu gehört für mich auch, eine neue Fehlerkultur zu entwickeln.

Apropos Fehler: Aus heutiger Sicht war es sicherlich ein Fehler, bei der Neugestaltung des Landsberger Hauptplatzes auf Einfahrbuchten für Busse zu verzichten. Die damalige Zauberformel, Landsberg war da keine Ausnahme, lautete allerorten „Entschleunigung“. Das Gegenteil ist eingetreten. In Hauptverkehrszeiten staut sich der Verkehr vom Schongauer Dreieck über das Nadelöhr Hauptplatz bis zum Bayertor. Gleiches gilt für die entgegengesetzte Richtung von der Münchner Straße stadteinwärts. Das Geld, diese Fehlplanung zu korrigieren, ist bei der derzeit angespannten Haushaltslage, nicht vorhanden. Langfristig wird niemand drum herumkommen, eine große Lösung, sprich Umgehung, in Angriff zu nehmen. Dafür sprechen zwei weitere Entwicklungen.

1.Egal, wer sich letztlich in welchem Umfang mit welchem Konzept auf dem ehemaligen Fliegerhorst Penzing ansiedeln wird, der Verkehr in Ost-Westrichtung und umgekehrt wird erheblich zunehmen – und damit noch weniger beherrschbar werden.

2.Mögen sich die deutsch-amerikanischen Investoren auch noch sehr wünschen, dass das neue Wohnquartier am Papierbach autofrei wird, Wünsche bleiben oft genug Wünsche, und sind längst noch keine Realität. Manche Rechnung wird eben oft genug ohne den Wirt gemacht, konkret ohne die zukünftigen rund 1500 Bewohner. Natürlich ist es wünschenswert, so viele neue Eigentümer und Mieter zum Wechsel auf das Fahrrad zu bewegen. Man muss aber, und daran mangelt es im Augenblick offensichtlich, Konzepte, zumal sie mit Forderungen verbunden sind, zu Ende denken. Weniger der Verzicht auf ein Auto ist realistisch, als der von Politik und Wirtschaft forcierte Umstieg auf E-Autos. Im Ergebnis aber spielt es keine Rolle, ob Verkehrsstau durch Autos mit Verbrenner- oder elektrisch betriebenen Motoren hervorgerufen werden. Nein, dahinter steckt noch eine ganz andere Überlegung, nämlich der von der Stadt geforderte und rechtlich gestützte Bau von genügend Parkplätzen, die sich die Investoren möglicherweise sparen wollen und damit eine unter dem Strich erklecklich hohe Millionensumme.

In diesem Sinne mit besten Grüßen

Wolfgang Neumeier